Als Websitetexter bin ich tagtäglich mit Seiten konfrontiert, aus denen ich (als Quasi-Kunde) von außen tausend Dinge herauslese, die der Anbieter von innen so nie gesehen, nie gemeint, ja an die er nicht einmal im Entferntesten gedacht hat.
Denn h ä t t e er, hätte er sie in seinem eigenen Interesse so niemals geschrieben.
Der häufigste Eindruck dabei:
Sachlich absolut korrekt – inhaltlich und stilistisch quälend bis unverständlich und damit – in der Fachsprache – mit einem hohen Lesewiderstand.
Oder anders ausgedrückt:
Der Text sagt (nahezu) alles, was es zu diesem Angebot in der gebotenen Kürze zu sagen gibt – aber er sagt es so, dass sich kein potenzieller Kunde davon angesprochen oder gar zu einer Kontaktaufnahme animiert fühlt.
Und zwar deshalb nicht, weil die betreffenden Anbieter beim Blick auf ihr Angebot und seine Relevanz für den Kunden weitgehend b e t r i e b s b l i n d sind.
„Betriebsblind“ heißt:
Dank Ihrer routinemäßigen und damit kaum noch reflektierten Arbeitsweise erkennen sie beim Blick auf ihr Angebot keinerlei Probleme und damit auch keinerlei Grund für Kritik und/oder gar für Veränderungen.
Denn Kompetenz, die wir uns so angeeignet haben, dass sie uns sprichwörtlich in Fleisch und Blut übergegangen ist, macht uns unfähig, die Dinge von einem ganz anderen als unserem eigenen Standpunkt aus zu betrachten.
Nämlich „von außen“ – vom Standpunkt unserer Kunden aus.
Schreiben Sie als solch ein weitgehend betriebsblinder Anbieter dann auch Ihre Texte noch selbst, sind Sie gleich d o p p e l t betriebsblind:
einmal im Hinblick auf Ihr Angebot, das andere Mail im Hinblick aus dessen textliche Darstellung.
Das zeigt sich vor allem daran, dass Ihnen beim Schreiben fortwährend solche Fragen durch den Kopf gehen wie:
- „Ist das jetzt vollständig oder nicht?“,
- „Ist das überhaupt mein Unternehmen?“,
- „Was ist denn nun wirklich das entscheidende Angebotsmerkmal?
- „Wie drücke ich mich so aus, dass der Text tatsächlich unsere Unternehmenspersönlichkeit widerspiegelt?“
Je mehr solche Fragen auftauchen, desto unsicherer werden Sie. Je unsicherer Sie werden, desto mehr gehen Sie auf Nummer Sicher. Und je mehr Sie auf Nummer Sicher gehen, desto mehr landen Sie wieder in Ihrer Betriebsblindheit.
Mein Rat:
Hören Sie auf damit, Ihre Website durch die eigene statt durch die Brille Ihrer potenziellen Kunden zu betrachten.
Und das heißt vor allem: Hören Sie auf, Ihre Websitetexte selber zu schreiben! Sonst feilen Sie so lange an ihnen herum, bis sie zwar sachlich korrekt, aber für Ihre Kunden völlig nichtssagend sind.
Ich wünsche Ihrer Website und damit Ihnen viel Erfolg!